Am 18. Mai 2014Sicherheit zuerst

Freitag, 2. Mai 2014

Konsequenzen eines Gripen-Nullentscheids - Wir verlieren die Fähigkeit zur Verteidigung der Schweiz!

von Konrad Alder, ehemaliger Rubrikredaktor der Zeitschrift „Schweizer Soldat“, Bereich „Militärluftfahrt“.

„No government can long function when the enemy operates freely above it.”
The Air Campaign, John A. Warden III.

Eine Ablehnung der Gripen-Beschaffung hätte für unsere Luftwaffe, unseren „Sicherheitsverbund Schweiz für Schutz, Rettung und Verteidigung“ sowie für unser Land als souveräner Staat einschneidende, negative Folgen. Diese wären nicht sofort spürbar. Vorerst würden sie sich nur schleichend bemerkbar machen, uns aber bei einem nach den Ereignissen in der Ukraine selbst für den SP-Parteipräsidenten (1) wieder vorstellbaren militärischen Konflikt in Europa existentiell treffen. Mit Blick auf unsere Zukunft sind primär die folgenden Effekte als schwerwiegend zu bezeichnen:

Wir beschädigen mit rascher Wirkung weltweit unseren guten Ruf als sicheres und stabiles Land mit einem festen Willen zur Unabhängigkeit und Selbstverteidigung!
Kein ernst zu nehmender Staat auf dieser Welt gibt freiwillig seine Luftwaffe auf. Sie alle wissen, dass sie ohne eine wirksame Luftverteidigung die Sicherheit ihres Territoriums und damit die erfolgreiche Weiterentwicklung ihrer Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht gewährleisten können. Ein Gripen-Verzicht vermittelt gegen Innen und dem Ausland ein verheerendes Zeichen der Schwäche und Selbstaufgabe. Ein solcher Schritt hätte gravierend negative Auswirkungen auf unser Erfolgsmodell. Die breite schweizerische Öffentlichkeit mit wenig Auslandkontakt ist sich nicht bewusst, wie viele unterschiedliche Akteure in aller Welt das Geschehen in unserem Land verfolgen, analysieren und aus ihren dabei gewonnen Erkenntnissen Schlüsse für ihre Entscheidungen ziehen, die wir früher oder später fühlen werden. Das gilt für einen Touristen genau so wie für einen Investor. Der letztere verzichtet dann z.B. darauf, in der Schweiz, die ihre sicherheitspolitischen Aufgaben nicht mehr erledigt und ihren diesbezüglichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommt, Arbeitsplätze zu schaffen. Diese fehlen uns dann und schwächen die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft sowie nachgelagert den auch von ihr finanzierten Wohlfahrtsstaat.

Wir verlieren ab 2025 unsere Luftwaffe und damit die Fähigkeit zur Kontrolle unseres Luftraums und Verteidigung unserer Souveränität!
Eine intensivere Nutzung der F/A-18, vor allem nach Einführung einer 24h-QRA-Alarmorganisation, wird dazu führen, dass wir ab 2025 über keine Interventionsmittel für die Kontrolle unseres Luftraums mehr verfügen. Wir verlieren damit unseren Luftschirm vollständig. Einmal aufgegeben, wird ein Wiederaufbau im Lichte der Komplexität, der dafür notwendigen Dauer und Investitionen für ein solches Vorhaben für die kleine Schweiz zur Illusion. Dies gilt auch bei einem politisch doch eher unwahrscheinlichen, raschen Beginn einer nächsten Evaluation. Kommt hinzu, dass diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den gleichen Typenentscheid ergeben würde.

Wir verlieren unsere Verteidigungsfähigkeit!
Dreht man unserer Luftwaffe den „Sauerstoffhahn der Erneuerung“ ab, so leitet man indirekt als nächsten Schritt die Demontage unserer Armee ein. Denn ohne eine leistungsfähige Luftwaffe gibt es, das haben alle militärischen Konflikte der jüngeren Geschichte eindrücklich gezeigt, auch keinen nachhaltig wirksamen Einsatz von Bodentruppen. Unser seit Generationen so erfolgreicher, aus zivilen und militärischen Elementen bestehende „Sicherheitsverbund Schweiz für Schutz, Rettung und Verteidigung“ wäre am Anfang vom Ende angelangt und die Armeeabschaffer bei der SP, Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) und den Grünen hätten ihr Ziel, unser Land schutz- und wehrlos zu machen, erreicht.
Aus diesen Gründen gibt es für keinen Bürger, der sich für die Sicherheit und die Zukunft der Schweiz verantwortlich fühlt und diese nicht nur als Selbstverständlichkeit konsumiert, keinen einzigen werthaltigen Grund unserer Luftwaffe die längst fällige Erneuerung zu verweigern. Und es geht bei dieser Abstimmung nicht um Politiker oder politische Parteien, diese sind - falls notwendig oder gewünscht - bei den nächsten Erneuerungswahlen abzuwählen, sondern nur um die Beschaffung von 22 Gripen E sowie letztlich um die ganz einfache Frage:
„Wollen wir weiterhin eine sichere, verteidigungsfähige Schweiz oder akzeptieren wir neu die Unsicherheit und schaffen die Armee indirekt gleich selbst ab?"
Und was man auch nicht vergessen sollte: Bekanntlich hält der Schweizer erst nach der Tat seinen Rat und deshalb sei darauf hingewiesen, dass man das für die Löscharbeiten notwendige Feuerwehrauto nicht erst in Auftrag geben kann, wenn das „Haus Schweiz“ schon brennt!

(1)    Originalzitat Levrat: „Wir haben erstmals seit dem Fall der Berliner Mauer wieder eine reale Kriegsgefahr zwischen Ost und West, die OSZE mit Bundesrat Burkhalter an der Spitze versucht einen Beitrag zum Frieden zu leisten.“ NZZ am Sonntag vom 23. März 2014.


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