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Freitag, 28. Februar 2014

Kompensationsgeschäfte für die Schweiz

Maurice Eglin, Vizepräsident GRPM (Groupe Romand pour le matériel de défense et de sécurité).

Der Kauf des Gripen ist auch ein breit gefasstes Arbeits- und Industrieprojekt. Mit den im Vorfeld vereinbarten Ausgleichsgeschäften werden in der Schweiz während den folgenden 10 Jahren 1‘000 Personen beschäftigt werden können; die vereinbarten Kompensationsgeschäfte vermitteln den Schweizer Unternehmen darüber hinaus neue Technologien und eröffnen ihnen neue internatio-nale Absatzmärkte. Zusammengefasst: Der Ersatz des F-5-Tigers durch den neuen Gripen ist gut für die Schweiz, deren Industrie und Volkswirtschaft. Die ausländischen Lieferanten verpflichten sich mit dem Beschaffungsvertrag, den Vertragswert zu 100 Prozent bei der Schweizer Industrie auszugleichen. Dies geschieht nach den Rüstungsvorgaben des Bundes. Das gesamte Kompensationsvolumen für die Beschaffung des Gripen E wird aus heu-tiger Sicht auf rund 2,5 Milliarden Franken geschätzt. Schweizer Firmen können sich so entweder direkt oder indirekt an der Beschaffung beteiligen. Sei es indem sie direkt Komponenten des Kampflugzeugs herstellen oder im vorgelagerten Prozess Wertschöpfung erbringen, beispielsweise durch die Herstellung von Fabrikationsmaschinen. Von dieser Wertschöpfungskette profitieren somit nicht nur die direkt involvierten Rüstungsfirmen, sondern indirekt auch alle Zulieferfirmen, darunter viele KMU. Die Saab AG hat sich verpflichtet, die an sie fliessenden Gelder über das Schweizer Industriepro-gramm wirtschaftlich auszugleichen. So sollen Schweizer Unternehmen beispielsweise Zusatztreib-stofftanks, Halterungen für Aussenlasten sowie Rumpfteile liefern. Auch mit Herstellern von Präzi-sionsmaschinen bestehen bereits erste Vereinbarungen. Bei der Ersatzbeschaffung des F-5-Tigers mit den damit verbundenen Ausgleichsgeschäften wur-den viele unterschiedliche Kriterien berücksichtigt, welche international evaluiert wurden und im Endresultat zur Wahl des Gripen geführt haben. So verpflichten sich die im Zusammenhang mit der Herstellung des Gripen stehenden Unternehmen, Offertgeschäfte in der Höhe von rund 2,5 Milli-arden Franken in der Schweiz zu platzieren. Das entspricht 10‘000 Mannjahren oder 10 Jahren Ar-beit für 1‘000 Angestellte. Von diesen Gegengeschäften werden Unternehmen in allen Sprachregi-onen der Schweiz gleichsam profitieren, 30% der Investitionen werden in der Romandie und 5% im Tessin getätigt. Ein JA zum Gripen bedeutet damit auch ein JA zu Aufträgen für den Schweizer Werkplatz. Diese breite industrielle Kooperationspartnerschaft sichert der Schweiz nicht nur Arbeitsplätze, sie ermöglicht darüber hinaus den involvierten Unternehmen auch den Zugang zu Spitzentechnologien und neuen Auslandmärkten, sowie den Erwerb weiterer industrieller Kompetenzen im High-Tech-Bereich. Schliesslich muss betont werden, dass weder direkte noch indirekte Beteiligungen vom Bund finan-ziell subventioniert werden; wettbewerbsfähige Offerten der Schweizer Firmen sind Vorausset-zung für das Zustandekommen von Geschäften. Die Abklärungen über die Beteiligungen werden von der Armasuisse in Zusammenarbeit mit dem Offset-Büro Bern geleitet und vom Gripen-Industrie-Team – bestehend insbesondere aus Vertretern der Unternehmen Saab, General Electric, Selex und Honeywell Collins – zusammen mit den Industrieverbänden Swissmem und GRPM durchgeführt. Die Saab AG und die Schweizer Industrie haben weitere Möglichkeiten von direkten und indirekten Beteiligungen geprüft. Anrechenbare indirekte Beteiligungen von rund 200 Millionen Franken konnten bereits während der Evaluation in den Jahren 2004 bis 2009 definiert werden. In einer Vereinbarung mit Saab wurde im Juni 2012 ein Mindestziel von zusätzlichen 100 Millionen bis zur Vertragsunterzeichnung festgelegt. Die weiteren Beteiligungen der Schweizer Industrie sind wie üblich nach Vertragsabschluss auszuhandeln. Die Geschäfte werden sich über einen Zeitraum von rund zehn Jahren erstrecken. Die Überwachung des Vollzugs der vereinbarten Kompensationsgeschäfte erfolgt durch die Ar-masuisse in Zusammenarbeit mit dem Offset-Büro Bern, das personell Vertreter der Verbände der Schweizer Industrie besetzt wird, nämlich der Swissmem und der GRPM. Damit unsere Luftstreitkräfte auch in Zukunft ihre Aufgaben zweckmässig erfüllen können, brau-chen sie den Gripen. Darüber hinaus müssen sie aber auch über das Wissen und die Technologie verfügen, um den Flieger zu unterhalten. Bei der Beschaffung des Gripen geht es um mehr als nur das Flugzeug. Der Gripen ist als komplexes System zu begreifen. Denn nebst der Fliegerei muss selbstverständlich auch die Instandhaltung und Wartung des Fliegers sichergestellt werden. Der Erwerb ist daher integraler Projektbestandteil, wobei die direkten und indirekten Gegengeschäfte, die auch Teil des Evaluationsprozesses waren, die eigentlichen Erfolgsgarnten sind.

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