von Fritz Kälin, Soldat (2014 letzter WK), Lic.phil. und derzeit
Doktorand der Militärgeschichte (Universität Zürich).
Mit dem Gripen wird die Schweizer Luftwaffe im europäischen
Vergleich sowohl qualitativ als auch quantitativ eine überdurchschnittliche
Stärke erreichen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass wir seit jeher ein
neutraler Staat sind. Als solcher müssen wir in der Lage sein, unseren Luftraum
auch ohne bequemes Anlehnen an die benachbarten Luftstreitkräfte selber zu
sichern. Wir sind verpflichtet, kriegführenden Mächten die militärische Nutzung
unseres Territoriums und Luftraums so lange wie nötig zu verwehren. Der
Unterhalt einer dazu fähigen Luftwaffe ist der Preis unserer Neutralität.
Die Neutralität erlaubt es der Schweiz, flexibel und
unabhängig gute Beziehungen zu den aufstrebenden Schwellenländern aufzubauen.
Für diese spielt es sehr wohl eine Rolle, dass wir keiner westlichen
Kriegsallianz angehören und dass wir nie eine Kolonialmacht waren. Unsere
Geschichte ist in einer zunehmend multipolaren Welt ein wertvolles Kapital,
welches wir künftigen Generationen weitervererben wollen. Ich möchte nun
ausführen, weshalb die Gripenbeschaffung nicht nur ein Kostenfaktor darstellt,
sondern eine notwendige und lohnende Investition.
Erst eine sichere Schweiz kann mit der Welt solidarisch
sein. Ohne Sicherheit wären wir selber auf solche Solidarität angewiesen. Wie
wenig Verlass auf diese ist, können wir praktisch täglich den Nachrichten
entnehmen. Eine kleine, hochqualitative Flotte genügt nur für
Allianzmitglieder, die mit einzelnen Flugzeugen in fernen Kriegen der
‚Bündnissolidarität’ bereits genüge tun.
Nur mit einer ausreichenden Anzahl Flugzeuge werden unsere
Neutralität und damit auch unsere Unabhängigkeit von anderen Staaten
respektiert. Und nur als glaubwürdig neutraler Staat wird uns zugetraut, dass
wir in Konflikten ehrlich vermitteln und keine machtpolitischen Hintergedanken
verfolgen, wenn wir uns für Menschenrechte einsetzen. Deshalb dürfen wir für
unsere eigene Sicherheit nicht auf den Schutz einer fremden Kriegsallianz wie
der Nato angewiesen sein.
Bei der alltäglichen Luftpolizei ist Zusammenarbeit mit
unseren Nachbarn selbstverständlich. Wenn unsere Luftwaffe in normalen
Friedenszeiten nur zu Bürozeiten startbereit ist, dann trägt sie dazu bei,
Ressourcen für schwierige Zeiten zu sparen. Aber kein Staat leistet sich eine
Armee, die lediglich für normale Situationen reicht. Es ist z.B. gut denkbar,
dass unsere Nachbarn aufgrund von Bündnisverpflichtungen ihre stark
geschrumpften Fliegerstaffeln in andere Weltgegenden verlegen müssen. Dann
müssen wir in unserem Luftraum wieder mehr Eigenleistung erbringen. Ausserdem die
Nato ist leider längst kein reines Verteidigungsbündnis mehr, sondern eine
kriegführende Allianz im Dienste amerikanischer Interessen (Egon Bahr, 06. März
2014). Dass ihr demokratisch regierte Staaten angehören, ist für die Schweiz
weniger relevant als die Tatsache, dass diese Allianz ihren ersten Krieg 1999
ohne UNO-Mandat geführt hat. Wenn die Schweiz für eine internationale Ordnung
einstehen will, in der nicht nur das Recht des Stärkeren gilt, dann darf sie
nicht selber auf Gedeih und Verderb auf den Schutz fremder Mächte angewiesen
sein.
Echte Sicherheit bedeutet, dass wir uns auf uns selbst
verlassen können. Deshalb am 18. Mai ‚Ja’ zum Gripen!
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