Am 18. Mai 2014Sicherheit zuerst

Samstag, 8. März 2014

Gripen als Preis unserer Neutralität für den Lohn unserer Unabhängigkeit



von Fritz Kälin, Soldat (2014 letzter WK), Lic.phil. und derzeit Doktorand der Militärgeschichte (Universität Zürich). 


Mit dem Gripen wird die Schweizer Luftwaffe im europäischen Vergleich sowohl qualitativ als auch quantitativ eine überdurchschnittliche Stärke erreichen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass wir seit jeher ein neutraler Staat sind. Als solcher müssen wir in der Lage sein, unseren Luftraum auch ohne bequemes Anlehnen an die benachbarten Luftstreitkräfte selber zu sichern. Wir sind verpflichtet, kriegführenden Mächten die militärische Nutzung unseres Territoriums und Luftraums so lange wie nötig zu verwehren. Der Unterhalt einer dazu fähigen Luftwaffe ist der Preis unserer Neutralität.

Die Neutralität erlaubt es der Schweiz, flexibel und unabhängig gute Beziehungen zu den aufstrebenden Schwellenländern aufzubauen. Für diese spielt es sehr wohl eine Rolle, dass wir keiner westlichen Kriegsallianz angehören und dass wir nie eine Kolonialmacht waren. Unsere Geschichte ist in einer zunehmend multipolaren Welt ein wertvolles Kapital, welches wir künftigen Generationen weitervererben wollen. Ich möchte nun ausführen, weshalb die Gripenbeschaffung nicht nur ein Kostenfaktor darstellt, sondern eine notwendige und lohnende Investition.

Erst eine sichere Schweiz kann mit der Welt solidarisch sein. Ohne Sicherheit wären wir selber auf solche Solidarität angewiesen. Wie wenig Verlass auf diese ist, können wir praktisch täglich den Nachrichten entnehmen. Eine kleine, hochqualitative Flotte genügt nur für Allianzmitglieder, die mit einzelnen Flugzeugen in fernen Kriegen der ‚Bündnissolidarität’ bereits genüge tun.  
Nur mit einer ausreichenden Anzahl Flugzeuge werden unsere Neutralität und damit auch unsere Unabhängigkeit von anderen Staaten respektiert. Und nur als glaubwürdig neutraler Staat wird uns zugetraut, dass wir in Konflikten ehrlich vermitteln und keine machtpolitischen Hintergedanken verfolgen, wenn wir uns für Menschenrechte einsetzen. Deshalb dürfen wir für unsere eigene Sicherheit nicht auf den Schutz einer fremden Kriegsallianz wie der Nato angewiesen sein.

Bei der alltäglichen Luftpolizei ist Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn selbstverständlich. Wenn unsere Luftwaffe in normalen Friedenszeiten nur zu Bürozeiten startbereit ist, dann trägt sie dazu bei, Ressourcen für schwierige Zeiten zu sparen. Aber kein Staat leistet sich eine Armee, die lediglich für normale Situationen reicht. Es ist z.B. gut denkbar, dass unsere Nachbarn aufgrund von Bündnisverpflichtungen ihre stark geschrumpften Fliegerstaffeln in andere Weltgegenden verlegen müssen. Dann müssen wir in unserem Luftraum wieder mehr Eigenleistung erbringen. Ausserdem die Nato ist leider längst kein reines Verteidigungsbündnis mehr, sondern eine kriegführende Allianz im Dienste amerikanischer Interessen (Egon Bahr, 06. März 2014). Dass ihr demokratisch regierte Staaten angehören, ist für die Schweiz weniger relevant als die Tatsache, dass diese Allianz ihren ersten Krieg 1999 ohne UNO-Mandat geführt hat. Wenn die Schweiz für eine internationale Ordnung einstehen will, in der nicht nur das Recht des Stärkeren gilt, dann darf sie nicht selber auf Gedeih und Verderb auf den Schutz fremder Mächte angewiesen sein.

Echte Sicherheit bedeutet, dass wir uns auf uns selbst verlassen können. Deshalb am 18. Mai ‚Ja’ zum Gripen!
 

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