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Freitag, 7. März 2014

Warum die Schweiz den Gripen braucht



von Raphael Rohner (23), Kommunikationsstudent und Milizoffizier



Frühlingsession 1976 – das Parlament bewilligt mit einem Kredit von 1.17 Mrd. Franken den Kauf eines neuen Kampfflugzeugs: Der Northrop F5-E/F Tiger konnte sich gegen seine Konkurrenz durchsetzen und wurde schnell das Rückgrat unserer Luftwaffe, darum hat das Parlament 1981 beschlossen, erneut 38 Maschinen anzuschaffen. Kostenpunkt:Weitere 770 Millionen Schweizerfranken.
Es war keine Frage des Geldes. Es ging um die Aufrechterhaltung unserer Lufthoheit und der Sicherheit sämtlicher Bewohner des Landes, die Beschaffung eines militärischen Mittels, die unser Land im Krisenfall effizient zu verteidigen vermochte. Doch die Zeit des Tigers ist, wie damals beim Hunter und dem Venom, zu Ende. Was nun? Die Luftwaffe nicht erneuern? Ich versuche, meine Meinung zu erläutern.


Ich orientiere ...
Ich bin Offizier der Schweizer Armee und stolzer Bürger unseres Landes. Mir hat man beigebracht, die Luftwaffe sei der Stolz unserer Armee und man solle die Uniform achten, ihr Respekt zollen. Vermehrt stehen mir Menschen gegenüber, die daran zweifeln. Zweifel gegenüber der Institution „Schweizer Armee“ und im Moment klare Zweifel an der Luftwaffe. Warum die breite Öffentlichkeit, vor allem urbanere Regionen, einen so massiven Pazifismus pflegen, kann ich mir nur damit beantworten, dass die Armee aus dem Fokus gekommen ist. Die Menschen sehen ihr Militär nicht mehr. Und wenn, dann nur negativ. Das Militär verschwindet aus dem Fokus der Öffentlichkeit oder wird verzerrt dargestellt durch die negativen Schlagzeilen in der Presse. Die Luftwaffe verschwindet ebenso dort, wo sie effektiv hin gehört: Am Himmel. Die Armee nimmt Rücksicht auf Lärmklagen, lässt die Luftwaffe nur tagsüber zu Bürozeiten fliegen. Tiefflüge gibt es unterdessen kaum mehr. Als kleiner Bub war ich immer stolz, wenn die Kampfflieger tief über unseren Pausenplatz donnerten und wir immer alle da standen und voller Ehrfurcht gegen den Himmel starrten. Einige von uns hegten den Traum,selber eines Tages Pilot zu werden. Verstärkt wurden solche Träume durch Flugtage wie in Altenrhein. Herrliche Erinnerungen an diese Zeit, als die Mirage auch noch ein Teil unserer Armee war.
Heute sieht die Benutzung des Luftraums anders aus. Die Schweiz ist zu einem Knotenpunkt in der zivilen Luftfahrt geworden und trägt als solcher eine grosse Verantwortung für Europa und die ganze Welt. Die Trainingszonen für die Luftwaffe sind stark eingegrenzt worden und haben an vielen Orten für Missmut gesorgt. Etwa in Feriendestinationen haben sich Gäste und Anwohner über den aufgekommenen Fluglärm beschwert.

„der neue Flieger ist doch viel zu teuer ...“
Eines der Hauptargumente der Gripen-Gegenseite ist immer das Geld. Unternehmerischer soll die Armee arbeiten. Man soll effizienter und so billig wie möglich sein. Nun, ich habe mir einmal überlegt, was diese Forderungen im Bezug auf die Neuanschaffung des Gripens bedeutet:
Hat der Bund das Produkt und dessen Alternativen genau geprüft, um nicht ein überteuertes Produkt zu kaufen? Entspricht das Flugzeug unseren Anforderungen? Entspricht das Flugzeug den Bedürfnissen der Piloten? Kann mit dem gewählten neuen Flugzeugtyp der Luftpolizeiliche Dienst problemlos gewährleistet werden? Usw...
Ich kann kein einziges NEIN finden.

Wer mir sagt, die Armee müsse unternehmerischer handeln, soll mir einmal sein Auto zeigen. Ich sehe diese Leute, die gegen das neue Flugzeug wettern, ziemlich oft in Neuwagen herumfahren (ob geleast oder bezahlt sei dahingestellt).. Wer mir sagt, der F-5 E/F sein noch brauchbar für unsere Armee, müsste meiner Meinung nach einen 1974er Ford Capri in seiner Garage haben und das Auto jeden Tag nutzen. Noch besser wäre es natürlich als Geschäftsauto eines Unternehmers, der damit nicht nur sich, sondern auch seine Firma repräsentieren müsste. Wer solche Autos mag, kennt den finanziellen Aufwand , es strassentauglich zu halten: Die Unterhaltskosten sind astronomisch, der Motor schluckt Sprit wie an der Olma das Bier weg geht, die Ersatzteile sind häufig völlig überteuert auf irgendwelchen überteuerten Treffen zu finden und die Umwelt leidet unter der Abgaswolke, die hinter dem Capri herzieht. Mal abgesehen davon sind die Versicherungskosten sehr hoch und das Vorführen gleicht jedesmal einer Lotterie. Wollen wir wirklich, dass ein solcher Oldtimer noch täglich über unseren Köpfen herumfliegt? Keiner, den ich bis heute getroffen habe, fährt mehr beruflich so ein Auto. Man stelle sich vor, ein Polizeikorps würde noch mit solchen Vehikeln (an dieser Stelle entschuldige ich mich bei allen Liebhabern) ihren täglichen Dienst verrichten. Wäre das verantwortbar? Wäre kaum sehr glaubhaft. Oder hätten Sie Respekt, wenn hinter Ihnen eine solche Rostlaube herfahren würde, um Sie aus dem Verkehr zu ziehen? – Ich würde mit meinem Peugeot 206 im Standgas davonziehen, während sich der betagte Capri abmühen müsste, um überhaupt die nächste Kurve zu erwischen.
 
Unsere Luftwaffe repräsentiert unser gesamtes Land. Sind wir nicht die vorbildliche Schweiz? Die moderne, standhafte Schweiz? Die Schweiz ,die im Ausland immer beneidet wird? Fortschrittlich und exakt? Das Zentrum der Zeit? Die reiche Schweiz?
Kann es sich unsere Nation wirklich leisten,die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung über Geld zu stellen und deswegen NEIN zum Gripen zu sagen? Ich finde NEIN! Wir sind das wehrhafte Land der Eidgenossen. Offen für jeden, der zu uns kommen will, gastfreundlich und Obhut gebend. Wir sind verpflichtet, für alle in unserem Land Sicherheit zu gewährleisten, jederzeit und in jeder Form. Ich sage JA zum Gripen, weil ich für die Schweiz bin. Ich sage JA zum Gripen, weil ich für Fortschritt bin. Für eine bewaffnete Neutralität. Ich sage JA zu einer modernen Verteidigung über unseren Köpfen. Ich sage JA zur Armee und zu unserer Souveränität.

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